Seit Anfang August 2024 steigt die Zahl der nachgewiesenen West-Nil-Virus Infektionen in Deutschland. Vermehrt sind auch Pferde in Niedersachsen betroffen.

Bereits seit 2018 wird das West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland nachgewiesen. Bislang waren vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt betroffen. Haupt- und Vermehrungswirte für das mückenübertragene Virus sind Wildvögel. Das Virus kann aber auch von den Stechmücken auf Menschen und Pferde übertragen werden. In der Regel kommt es sowohl bei Pferden, wie auch bei Menschen, sehr oft zu keinen klinischen Anzeichen, einige Pferde entwickeln nur einen milden klinischen Verlauf. Allerdings kommt es bei infizierten, immunologisch naiven, nicht-geimpften Pferden in ca. 8 % der Fälle zu neuroinvasiven Formen, mit schweren Verlaufsformen. Klinisch ist diese Form durch Ataxien, Paresen der Hinterhand und Paraplegien bis hin zum Festliegen gekennzeichnet. Die Letalität derartiger Fälle liegt bei 30-50 %. Rekonvaleszenten zeigen häufig lebenslang bleibende Schäden. 

In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe gegen WNV für Pferde verfügbar. Die Impfstoffe sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung. Im Jahr 2018 hat die StIKo Vet in einer ausführlichen Stellungnahme die Impfung von Pferden, die im Ausbreitungsgebiet des Virus gehalten werden oder auch nur für sehr kurze Zeit wie z.B. Turnierteilnahme oder Wanderritte, dorthin verbracht werden, empfohlen. Gleichzeitig hat die StIKo Vet in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass sich das Virus über die bislang betroffenen Gebiete hinaus ausbreiten kann.

Das Friedrich-Loeffler-Institut berichtet in einer aktuellen Kurzmitteilung, dass seit Anfang August 2024 – aufgrund der feuchtwarmen Witterung in diesem Sommer und der damit verbundenen starken Mückenaktivität – wieder eine vermehrte Viruszirkulation beobachtet wird. Es wird geraten, bei neurologischen Symptomen bei Pferden vermehrt an WNV zu denken. Die Mehrzahl der Nachweise erfolgte in den bekannten betroffenen Gebieten. Erstmals wurde das Virus nun aber auch bei einem Greifvogel in Baden-Württemberg, im Stadtkreis Mannheim, detektiert. Ein weiterer Nachweis gelang bei Meisen in Aschaffenburg. Während solche Einzelfunde in den vergangenen Jahren immer wieder beobachtet wurden, und noch nicht unbedingt eine Verschiebung des Ausbreitungsgebietes belegen, zeigt sich in Niedersachsen eine gewisse Tendenz. Nach jeweils nur einem Nachweis des Virus in den Jahren 2020 und 2023 wurden seit August 2024 insgesamt acht Nachweise in Niedersachsen registriert: im Kreis Gifhorn bei einer Amsel und einem Pferd sowie bei Pferden in den Kreisen Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Uelzen,  Celle und der Stadt Braunschweig. Damit verdichten sich die Hinweise, dass WNV sich in Niedersachsen etablieren könnte. Insgesamt ist die Seuchensituation derzeit sehr dynamisch. Bis Jahresende werden sicher noch einige Fälle auch in anderen Bundesländern dazukommen. Eine abschließende Beurteilung wäre verfrüht, dennoch erweitert die StIKo Vet ihre Impfempfehlung und rät mittelfristig dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen. Zwar wird für einen der verfügbaren Impfstoffe in der Gebrauchsinformation der Hinweis gegeben, dass bereits vier Wochen nach der ersten Anwendung ein gewisses Schutzniveau erreicht wird. Mit einem langanhaltenden Schutz vor der Erkrankung kann aber erst vier Wochen nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung gerechnet werden. Für die laufende Mückensaison, die sich ab Ende Oktober ihrem Ende zuneigen wird, kommen jetzt begonnene Impfmaßnahmen vermutlich zu spät. Vor Beginn der Mückensaison 2025, im zeitigen Frühjahr sollte die Grundimmunisierung aber abgeschlossen sein. 

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