Die Weidesaison ist in vollem Gange. Damit Pferde gesund und munter auf Wiesen weiden können, ist der Schutz vor einem Wurmbefall wichtig. Europäische Experten auf dem Gebiet der Veterinärparasitologie – ESCCAP – empfehlen je nach Anwendbarkeit zwei verschiedene Konzepte: die selektive oder die strategische Entwurmung.

Die selektive Entwurmung

Bei der selektiven Entwurmung geht es ausschließlich um die Bekämpfung der Wurmarten, die zu der Gruppe der kleinen Strongyliden gehören – nur Pferde mit einer einen bestimmten Grenzwert überschreitenden Ausscheidung von Strongylideneiern erhalten ein entsprechendes Wurmmittel. Diese Entwurmungsstrategie ist lediglich für erwachsene Pferde geeignet und basiert auf der Erkenntnis, dass wiederholte Infektionen mit kleinen Strongyliden bei allen Weidepferden aufzufinden sind. Beim Großteil der erwachsenen Pferde kommt es dabei zur Entstehung einer gewissen Immunität im Laufe des Lebens. Diese führt dazu, dass die Eiproduktion der kleinen Strongyliden weitgehend unterdrückt wird, wodurch Pferde selbst bei einem Befall nur wenige Eier ausscheiden.

Wie wird die selektive Entwurmung umgesetzt?

Im ersten Jahr werden bei erwachsenen Pferden vier Kotprobenuntersuchungen im Zeitraum von April/Mai bis Oktober/November durchgeführt. Die Kotproben werden im Labor auf Magen-Darm-Strongyliden (MDS) und weitere Parasiten wie Spul- oder Bandwürmer sowie Pfriemenschwänze getestet. Dabei wird der Pferdekot quantitativ auf die Anzahl der Eier pro Gramm (EPG) der MDS untersucht. Wenn dieser Wert über einem Schwellenwert (z. B. 200 EPG) liegt oder bei dem untersuchten Pferd andere Darmparasiten nachweisbar sind, erhält es ein entsprechendes Wurmmittel.

In den folgenden Jahren kann der Tierarzt die Häufigkeit der Kotprobenuntersuchungen auf dreimal pro Jahr senken, wenn er das Infektionsrisiko als stabil einstuft. Dies ist der Fall, wenn zum Beispiel die Kotprobenergebnisse bei 80 % des Bestands negativ sind. Unabhängig vom Ergebnis der Kotprobenuntersuchung wird jedoch eine einmalige Entwurmung des Pferdes pro Jahr empfohlen, üblicherweise zum Jahresende.

Warum ist der Schutz vor Strongyliden besonders wichtig?

Kleine Strongyliden kommen in ganz Europa vor, in Deutschland gehören sie sogar zu den am häufigsten vorkommenden Wurmarten. Tatsächlich sind die Parasiten praktisch in sämtlichen Pferdehaltungen zu finden. Pferde infizieren sich überwiegend auf der Weide mit ihnen, indem sie dort mikroskopisch kleine Larvenstadien durch das Grasen aufnehmen.

Grundsätzlich verläuft die Infektion mit kleinen Strongyliden ohne, dass die infizierten Tiere klinisch erkranken. Allerdings kann die Infektion mit kleinen Strongyliden in sehr seltenen Fällen zu einer starken Durchfallerkrankung führen – dies kommt vor allem bei jüngeren Pferden vor und dabei ist auch ein tödlicher Ausgang möglich. Neben den kleinen Strongyliden sollte die Untersuchung der MDS im Pferdekot wenigstens einmal im Jahr auch den Nachweis großer Strongyliden umfassen. Diese kommen zwar sehr selten vor, verursachen jedoch deutlich häufiger und zudem schwerere Erkrankungen als die kleinen Strongyliden.

Die strategische Entwurmung

Bei der strategischen Entwurmung spielt das Alter der Pferde eine maßgebliche Rolle. Unterschieden wird zwischen Fohlen, Jährlingen bis einschließlich vier Jahren und erwachsenen Pferde ab dem fünften Lebensjahr. Während bei der selektiven Entwurmung nur entwurmt wird, wenn eine bestimmte Wurmeiausscheidung vorliegt, wird bei der strategischen Entwurmung altersentsprechend bis zu viermal pro Jahr ein Wurmmittel verabreicht. Dabei wird durch ein regelmäßiges diagnostisches Monitoring entschieden, ob zu bestimmten Zeitpunkten auf eine Behandlung verzichtet werden kann.

Wie wird die strategische Entwurmung umgesetzt?

Besonderen Schutz benötigen Fohlen und Jährlinge bis einschließlich vier Jahre, da ihre Immunitätsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Aus diesem Grund empfiehlt ESCCAP drei- bis viermal pro Jahr eine Entwurmung. Kotprobenuntersuchungen sollten bei Fohlen am besten jeweils vor der Behandlung vorgenommen werden, mindestens jedoch einmal jährlich zur Aufstallung.

Bei Jungtieren bis einschließlich vier Jahren gilt dasselbe Vorgehen: Optimal ist es, eine Kotprobenuntersuchung parallel zur Entwurmung bzw. davor durchführen zu lassen, mindestens jedoch zweimal pro Jahr (im Winter und zur Aufstallung).

Bei erwachsenen Pferden ab dem fünften Lebensjahr empfiehlt ESCCAP mindestens zwei Entwurmungen pro Jahr, ein bis zwei Monate nach Weideaustrieb und dann wieder bei Aufstallung, bei nachgewiesenem Befall öfter. In jedem Fall empfiehlt es sich, vor der Behandlung eine Kotprobenuntersuchung durchzuführen.

Sowohl bei der selektiven als auch bei der strategischen Entwurmung stellen zudem sorgfältige Hygienemaßnahmen einen weiteren wichtigen Baustein dar. Diese beinhalten eine gute Weide- und Stallhygiene. Es ist zum Beispiel ratsam, Pferdekot mindestens zweimal pro Woche von der Weide abzusammeln sowie die Ställe regelmäßig zu entmisten und trocken zu halten. 

www.esccap.de

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